Wenn Kevin von Holt gerade mal nicht beim Dreh für seine neue TV-Show „Ich koch was, was du nicht siehst“ ist oder einen Kurs in einer seiner beiden Hamburger Kochschulen abhält, kann man ihn an einem Freitagvormittag im Gespräch als echten Sympathieträger kennenlernen. Wir sitzen in „Kev's Kitchen“ und reden über Dinge, die dem Profikoch mit französisch geprägter Ausbildung und weiteren Gastspielen bei den Größen dieser Welt wichtig sind. Und das ist zunächst einmal die Qualität von Lebensmitteln. Ein wichtiges Thema, wenn man bedenkt, dass innerhalb Europas die Deutschen das meiste Geld für Küchen, aber am wenigsten für Essen ausgeben. „Von Anfang an war mein Ziel: regional, saisonal. Das hat zunächst gar keinen interessiert. Ein Add-on. Ich habe teuer eingekauft, und die Leute haben es gar nicht verstanden, fanden das alles lecker und super, aber die Story war verschenkt“, erinnert sich von Holt an seinen Start mit der Kochschule vor mehr als 12 Jahren. „Jetzt, wo Qualität seit einigen Jahren in den Fokus rückt und für immer mehr Menschen Standard ist, funktioniert das. Wenn man bei mir kocht, weiß man, dass man beste Zutaten, regionale Einkäufe und saisonale Produkte erhält. Trotzdem ist bei jedem Kochkurs, bei jedem Kochevent, den wir machen, eine gewisse Überzeugungsarbeit notwendig. Und für mich als Profi und Moderator, bleibt die Aufgabe, den Menschen nochmals klarzumachen, dass wir alle selbst verantwortlich dafür sind, wie es weitergeht.“
Der veränderte Stellenwert von Essen und Kochen allgemein kommt ihm zugute – von Holt vergleicht das mit frühen Zeiten, wo Speisen und deren Zubereitung bei Hofe sehr angesehen waren.„Genauso auch die Bedeutung von Zusammenkunft und gemeinsamem Essen.“ Die allgegenwärtige Pandemie beschleunigt den Kochboom außerdem. „Den Menschen ist gerade ein wenig langweilig geworden. Die Möglichkeiten, rauszugehen und sich zu treffen, sind beschränkt. So besinnt man sich darauf zu kochen. Es gibt ein großes Angebot, von dem man sich inspirieren lassen kann. Die Covid-Situation bewirkt, dass der eine ausprobiert, Brot zu backen, der andere einen Pasta-Teig selbst macht. Da hat man sonst nie die Zeit für – denkt man jedenfalls – das erlebe ich gerade viel. Die Menschen beschäftigen sich damit.“ Übrigens vermehrt Männer, die mit 50 richtig Gas geben. Bei den jüngeren geht es eher um Trendgerichte – „was kann ich schnell auf den Tisch bringen und ist trotzdem unfassbar lecker?“ Stichwort Foodporn. Wichtige Impulse setzen von Holt zufolge derzeit die portugiesische und israelische Küche. Was für die Auswahl der Lebensmittel gilt, prägt auch die Wahl der Geräte in seinen Kochschulen. Miele für die Kochfelder und Öfen, berbel für die Abzugshaube. „Man hat eine Reputation und so kommt man zueinander. Mein Anspruch war immer, mich an den Besten zu orientieren“, erklärt von Holt, für den es auch in diesem Punkt um Qualität geht. Die „Skyline“-Haube über der Kochinsel lässt sich hoch- und herunterfahren für ein Optimum an Kopffreiheit und Effektivität. Und welche Gerichte favorisiert von Holt privat? „Nicht immer Hummer, sondern auch mal Königsberger Klopse oder Bratwurst mit Bratkartoffeln.“ Sehr sympathisch.